Mit Feder, Stift und Pinsel - Rosis Art
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copyright by Roselinde Dombach
Für Kinder

Lilly, das lila Lamm

Es war Frühling. Die Weidenkätzchen plusterten sich auf und streuten gelben Blütenstaub in die Luft, die Osterglocken begannen zu blühen und in Schäfer Lüders Stall bekamen die Schafe ihre Babys.
Niedlich waren sie, die kleinen weißen Lämmchen. Auf wackeligen Beinchen machten sie ihre ersten Schritte, blökten hungrig nach ihren Müttern und tranken gierig die leckere Milch von Mamas Euter.
Schnell wurden sie davon kräftig, und so tobten und hüpften sie bald fröhlich umher.
Die größten Sprünge machte dabei Lilly, ein wolliges Schafmädchen. Nicht nur einmal wurde es deshalb von seiner Mutter ermahnt.  
„Sei bitte vorsichtig“, sagte die Mama. „Du könntest dir den Huf verstauchen oder dir sogar ein Bein brechen. Das ist sehr schmerzhaft und überhaupt nicht gut.“
„Alles klar, Mama“, antwortete Lilly, doch schon nach wenigen Minuten hatte sie die Worte ihrer Mutter vergessen und vollführte nur noch höhere Sprünge.
Die Osterzeit kam heran. Die Hühner legten fleißig Eier und die Hasen rührten auf der Osterwiese  in großen Töpfen ihre Farben an, um die Ostereier kunstvoll zu bemalen.
Dazu herrschte herrliches Frühlingswetter, das allen gute Laune brachte.
Die Tiere, die noch nichts weiter zu tun hatten, spielten miteinander, erkundeten die Wiese oder sahen den Hasen beim Eier bemalen zu.
Doch plötzlich gab es hinter den Haselnussbüschen großes Geschrei. Alle Tiere schauten aufgeschreckt hin und fragten sich, was das zu bedeuten hätte.
Sie sahen Heino, eines der Lämmer, im Galopp über die Wiese jagen, dicht gefolgt von Lilly, die lauthals schimpfte: „Bleib stehen, du Dieb! Gib mir sofort meinen ... “
Was Heino Lilly jedoch geben sollte, erfuhren die Tiere nicht, denn in eben diesem Moment passierte es.
Heino war mit einem großen Satz über ein paar Farbtöpfe hinweg gesprungen, wobei sämtliche Hasen entsetzt die Luft anhielten. Einige Hühner schlugen sogar die Flügel vor die Augen, denn sie wollten die zu erwartende Katastrophe gar nicht sehen.
Und eine Katastrophe wurde es.
Heino schaffte es zwar über die Töpfe und trat auch nicht auf ein einziges Ei, doch Lilly hatte weniger Glück. Mit ihrem linken Vorderhuf stieß sie heftig an den Kübel mit der roten Farbe. Der kippte vom Hocker, auf dem er gestanden hatte, gegen den Topf mit dem Hellblau, und in den tapste Lilly jetzt mit allen vier Füßen hinein.
Schließlich landeten die beiden Farbtöpfe, der Hocker und das Lämmchen mit Getöse und Geschrei auf dem Boden.  
Hasen und Hühner versammelten sich um die Unglücksstelle, und Lillys Mama kam in heller Aufregung herbei gerannt.
„Schätzchen, hast du dir wehgetan?“, rief sie atemlos schon von weitem.
Lilly, die immer noch im Gras lag, bewegte vorsichtig der Reihe nach alle vier Beinchen.
„Ich glaube nicht“, erwiderte sie und rappelte sich auf. Zwar schwirrte ihr noch ein bisschen der Kopf, aber Schmerzen spürte sie nirgends.
„Nichts passiert!“, verkündete sie fröhlich, doch ihre Fröhlichkeit verflog im Nu, als die Mama ihr Kind finster anblickte und fragte: „Nichts? Und was ist dann das da?“
Vorwurfsvoll deutete sie mit dem Vorderfuß auf Lilly, und die schaute darauf hin an sich herunter. Sofort bekam sie einen fürchterlichen Schreck, denn ihr sonst hübsch wollweißes Schaffell war vom Hals bis über die Brust und den ganzen Rücken voller kräftig bunter Flecken.
„Ah näääh! Määäh! Wie seh‘ ich denn aus?“, schrie das Lämmchen entsetzt und begann laut zu weinen.
„Mama, mach, dass das wieder weg geht! Mamaaa!“
Die Mutter überlegte kurz. Dann sagte sie: „Komm mit, wir waschen dich im Bach.“
Und obwohl das Lilly überhaupt nicht gefiel, wurde sie ins Wasser gestellt und zwei hilfreiche Hasen schrubbten und rubbelten sie von oben bis unten kräftig ab.
Aber als sie fertig waren, sahen sie sich an und schüttelten die Köpfe, dass ihre langen Hasenohren schlackerten.
„Warum macht ihr das?“, fragte Lilly. Die Hasen hoben die Schultern und einer sagte: „Guck dich an, dann weißt du es.“
Lilly schaute erneut an sich herunter, und dann heulte sie los, noch lauter als beim ersten Mal.
Das Waschen hatte nämlich kein bisschen geholfen. Das Fell des Lämmchens zeigte immer noch rote, hellblaue und weiße Flecken.
Hasen, Hühner und die Mama versuchten nun, Lilly zu trösten, doch die weinte und weinte und wollte sich überhaupt nicht mehr beruhigen.
Ein alter, erfahrener Osterhase hatte schließlich eine Idee. Er erinnerte sich, einmal gehört zu haben, dass Waschmittel gebraucht wurde, um Flecken zu beseitigen, und so wurde Otto, der schnellste Hase auf der Wiese, losgeschickt, um ein Stück Seife zu holen.
Wie der Blitz sauste Otto davon und kam schon nach kurzer Zeit mit einer kleinen Flasche in der Pfote zurück.
„Hab keine Seife gefunden“, japste er und hielt seine Beute hoch. „Aber hier steht Haarshampoo drauf, das müsste doch viel besser wirken.“
Die immer noch leise schluchzende Lilly wurde also wieder in den Bach gestellt und mit dem Shampoo kräftig eingeseift.
Aber die Farben, die von den fleißigen Hasen jedes Jahr zu Ostern angerührt werden, sind außerordentlich haltbar. Schließlich müssen sie auch, wenn es einmal regnen sollte, auf den bemalten Eiern haften bleiben.
Und so kam es, dass Lillys Fell auch nach zweimal waschen und gründlich spülen nicht wieder weiß wurde. Zwar war es nun nicht mehr fleckig, aber Rot und Hellblau hatten sich gründlich vermischt und das Lämmchen leuchtete von Kopf bis Huf in einem zarten Lila.
Schon stiegen ihm wieder Tränen in die Augen, doch die dicke weiße Henne Helga trippelte einmal um Lilly herum und gackerte begeistert: „Das sieht ja super mega toll aus! Die Farbe steht dir wirklich prächtig, und sie ist nicht so langweilig wie einfach weiß!“
Die anderen Hühner legten ihre Köpfe einmal nach links, einmal nach rechts und beäugten Lilly gründlich. Dann nickten sie zustimmend, und auch Hasen und Schafe fanden, dass ein lila Lämmchen schon etwas Besonderes wäre.
Als auch noch Lillys Mama ihr Töchterchen mit der Nase anstupste und flüsterte: „Du siehst wirklich sehr hübsch aus in Lila“, konnte das Lämmchen schon wieder ein bisschen lächeln.
Und als später Heino von seiner Mama einen kräftigen Rüffel dafür bekam, dass er Lilly einen besonders saftigen Löwenzahn geklaut hatte und damit eigentlich an der ganzen Katastrophe schuld war, verzieh ihm Lilly alles und ging am Abend mit ihm und den anderen Tieren zum Feiern auf die Wiese.
Sie saßen im Gras, lauschten dem Hühnerchor, der Frühlingslieder sang und staunten über das große Osterfeuer, das die Hasen entzündeten.
Die Flammen schlugen hoch in den Himmel, erhellten die Osterwiese und ließen Lillys lila Fell wunderschön leuchten.

*******

Für Kinder und alle Weihnachtsfans hier die Geschichte über den

Zauberbär

Am späten Heiligabend lag Jonas in seinem Bett und betrachtete das Stück Himmel vor seinem Fenster, an dem viele Sterne funkelten und blinkten.
Der kleine Junge seufzte leise, denn Sterne bedeuteten keine Wolken und folglich auch keinen Schnee. So würde es wohl morgen nichts werden mit dem Einweihen des neuen Schlittens, denn bis jetzt war kein einziges Flöckchen gefallen.
Na gut, dachte er, spiele ich eben mit Papa Autorennen oder lass mir von Mama beim Puzzeln helfen. Und am Nachmittag kommen Oma und Opa, da gibt’s nochmal Geschenke.
Zufrieden drehte sich Jonas auf seine Schlafseite und dem sternenbestickten Himmel den Rücken zu. Dabei stieß seine Nase an etwas unglaublich Weiches.
Oh Mann, nun hatte er doch fast Ted vergessen!
Er griff zu und legte den Plüschbären so neben sich, dass ihre Gesichter sich fast berührten. Im Halbdunkel des Zimmers war von Ted allerdings nicht sehr viel zu sehen, denn sein samtiges Fell war fast schwarz.
Jonas langte auf dem Nachtschränkchen nach dem Schalter seiner kleinen Lampe.
Es klickte und der Junge musste heftig blinzeln, bis sich seine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten.
Auf den Ellbogen gestützt, schaute er auf Ted hinunter.
Eigentlich hatte er sich zu Weihnachten gar keinen Teddy gewünscht, aber als er den dunkelbraunen Bären mit dem rot und weiß geringelten Pullover neben dem großen Karton mit der Autorennbahn entdeckt hatte, war ihm vor Freude ganz warm geworden. Ein Tier wollte er schon so lange haben, doch seine Eltern meinten, für ein echtes wäre er noch zu klein..
Ted war ein Tier. Zwar nur eins aus Plüsch, aber immerhin. Er hatte dunkle, glänzende Augen, eine schwarze, ebenfalls glänzende Nase und ein aufgesticktes rosa Schnäuzchen, das aussah, als würde der Bär immer freundlich und ein klein bisschen frech grinsen. Wer so aussah, den musste man einfach mögen.
„Weißt du“, sagte Jonas zu Ted, „ Freddy sagt, mit fünf wäre man für Kuscheltiere schon zu groß, aber der spinnt.“
Es schien, als würde Teds Grinsen ein klein bisschen breiter, aber das lag sicher an der Beleuchtung.
Plüschtiere können nicht wirklich grinsen, da war sich Jonas ganz sicher. Aber weil es so ausgesehen hatte, als wäre Ted mit ihm über Freddy einer Meinung, nahm er den Bären hoch und drückte ihn fest an sich.
„Du bist ein echter Kumpel, Ted“, murmelte der Junge und ließ sich rücklings ins Kissen fallen.
„Ist doch selbstverständlich.“
Die Stimme war leise und etwas brummig und sie kam von einer Stelle direkt neben Jonas‘ Ohr.

Der Kleine lag wie erstarrt. Das konnte doch nicht sein!
Langsam und vorsichtig wandte er den Kopf zur Seite.
Da lag Ted, schaute ihn mit schwarzen Knopfaugen an und grinste. Nein, nicht das aufgestickte Plüschbärenlächeln, sondern ein wirkliches, Schnäuzchen verziehendes Grinsen.
„Da staunst du, was?“
Nun hatte Jonas ganz genau gesehen, dass sich Teds Mäulchen bewegte, während die Worte an sein Ohr drangen. Trotzdem musste er sich erst einmal heftig räuspern, bevor er fragen konnte: „Ähm... kannst du echt sprechen?“
Der Bär nickte, rappelte sich  hoch und setzte sich gemütlich auf dem Kopfkissen zurecht.
Jonas starrte ihn an, Mund und Augen weit aufgerissen.
Ted starrte zurück, immer noch das freundliche Grinsen um sein Schnäuzchen.
Der kleine Junge kniff die Augen ganz fest zu, schüttelte den Kopf und machte die Augen wieder auf.
Der Bär hob eine Pfote ans Mäulchen und kicherte.
„Das sah aber jetzt komisch aus!“
Jonas konnte nichts dazu sagen. Zu unglaublich war das, was hier passierte.
Sein Teddybär redete und lachte sogar über ihn!
Das konnte doch nur ein Traum sein.
„Du kannst überhaupt nicht wirklich sprechen. Ich träume das alles bloß.“
So, nun war die Angelegenheit geregelt.
Doch Ted schien anderer Ansicht zu sein. Behände sprang er auf die pelzigen Füße, war mit einem einzigen Schritt dicht vor Jonas‘ Gesicht und zwickte den Jungen mit der Vorderpfote kräftig in die Nase.
„Aua!“
„Fühlt sich das wie ein Traum an?“
„Nein, es tut weh!“ Jonas tränten die Augen und er rieb sich die schmerzhaft kribbelnde Nasenspitze. „Das war ganz schön gemein.“
Vorwurfsvoll blinzelte er zu Ted hinüber, der sich wieder gesetzt hatte und ziemlich schuldbewusst dreinschaute.
„Tut mir leid, aber sonst hättest du doch nicht geglaubt, dass du nicht träumst.“

Wohl oder übel musste Jonas dem kleinen Bären Recht geben. Und auch wenn es  höchst verwunderlich erschien, dass ein Spielzeugtier lebendig werden konnte, so war es doch eine tolle Sache.
Die beiden kuschelten sich eng nebeneinander, Jonas knipste das Licht aus und sie betrachteten die glitzernden Sterne.
Eine Frage beschäftigte den Jungen.
„Wie kommt es, dass du jetzt lebendig bist?“, fragte er Ted, und der Bär erwiderte leise: „Weil Weihnachten ist und du mich behandelt hast wie einen richtigen Freund.“
Das verstand Jonas.  Ein Freund war etwas Besonderes, und Weihnachten sowieso. Wenn beides zusammenkam, mussten ganz einfach wunderbare Dinge passieren.
„Du bist mein richtiger Freund“, flüsterte er Ted zu, worauf der ganz leise brummte und noch ein Stückchen näher rückte.
Warm und gemütlich war es unter der Bettdecke und wohlige Müdigkeit breitete sich in Jonas aus.
„Schade nur, dass es nicht schneit“, murmelte er schläfrig. „Ich hätte so gerne mit Papa morgen den neuen Schlitten ausprobiert.“
„Lass dich einfach überraschen.“
Doch noch bevor er fragen konnte, was Ted damit meinte, war der Junge schon fest eingeschlafen.

„Jonas, aufstehen! Und sieh mal aus dem Fenster!“
Papas Stimme klang so fröhlich, dass Jonas mit noch halb geschlossenen Augen aus dem Bett hüpfte und  erst auf dem Weg zum Fenster richtig wach wurde.
Blinzelnd schaute er hinunter in den Garten, der in blendendem Weiß strahlte. Dicke Schneepolster lagen auf Bäumen und Hecken, die Zaunpfähle trugen hohe Mützen und ein glitzernder Teppich bedeckte die Erde.
„So viel Schnee!“ Jonas drehte sich lachend zu seinem Vater um. „Gehen wir jetzt Schlitten fahren?“
Papa lachte ebenfalls. „Zieh dich erst mal an. Dann frühstücken wir und anschließend geht’s raus in den Winter.“
Er wandte sich um und verließ das Zimmer.
Jonas wollte schon folgen, doch plötzlich fiel ihm alles wieder ein, was in der Nacht geschehen war. Schnell ging er zu seinem Bett.
Ted lag auf dem Kopfkissen. Die schwarzen Knopfaugen glänzten und das aufgestickte Schnäuzchen zeigte sein frech-fröhliches Plüschbärengrinsen.
„Ted?“ Der Junge hob den Bären auf, hoffte, er würde sich bewegen, ihm einen Guten Morgen wünschen, doch Ted blieb stumm und reglos.
Verwirrt setzte sich Jonas auf die Bettkante und betrachtete das Spielzeugtier.
War Ted letzte Nacht wirklich lebendig gewesen, hatte mit ihm gesprochen und ihn in die Nase gezwickt?
Oder war alles nur ein wunderschöner Traum gewesen?
Jonas wusste es nicht.
Zwar konnte er immer noch Teds leicht brummige Stimme in seinem Kopf hören, spürte sogar, wie seine Nase gekribbelt hatte, doch jetzt, im hellen Licht des ersten Weihnachtstages, erschien dem kleinen Jungen alles unwirklich und märchenhaft.
Tief aufseufzend stand er auf und setzte den Bären auf sein Kopfkissen. Sorgsam zog er die Bettdecke über Teds Beine, zupfte eine Falte glatt und strich seinem Plüschkumpel sanft über die flauschigen Ohren.
„Wenn ich gefrühstückt habe, hole ich dich ab. Dann gehen wir Schlitten fahren“, sagte er, wandte sich ab und ging zur Tür.
Auf halbem Wege fuhr er herum und starrte auf sein Bett. Dort saß Ted, wie Jonas ihn verlassen hatte, doch als der Junge nun aus dem Zimmer hüpfte, strahlte er bis über beide Ohren, denn er war sich sicher: Das leise, leicht brummige „Danke“ hatte er sich garantiert nicht eingebildet!
* * * * * * * * * * * * 



Da ich nicht nur Kinderbücher illustriere, sondern auch für Kinder schreibe,
 hier ein paar Leseproben aus meinen Märchen und Kindergeschichten.
Doch zuerst möchte ich euch die Hauptpersonen meines Buches "Zurück nach Dshinnistan" vorstellen.
 nämlich Kathrina und den Dshinn Jaleel Zahir Ben Rashab Omar.




Und so lernen sich die beiden kennen


Schläfrig tastete das Mädchen nach dem Schalter für das Leselämpchen und rollte sich dann unter der Decke zusammen wie Franzjosef, ihr graublauer Perserkater, in seinem Körbchen.

Durch das angekippte Fenster wehte noch das leise Brummen eines vorbeifahrenden Autos herein, dann dämmerte Kathrina sanft in die Welt der Träume hinüber …

 

… und schlug die Augen wieder auf.

Einen Moment lag sie vollkommen reglos, nicht sicher, ob sie vielleicht noch träumte. Doch nein, sie war tatsächlich wach.

Also musste auch das Niesen, das sie aus dem Schlaf gerissen hatte, echt gewesen sein! Kathrinas Herz schlug schnell und heftig gegen ihre Rippen.

Vorsichtig drehte sie sich auf die andere Seite und spähte in ihr von der Straßenlaterne vage beleuchtetes Zimmer.

Die großen Leuchtzahlen ihres Weckers zeigten zweiundzwanzig Uhr fünfzehn.

Im Katzenkorb neben dem Schreibtisch erkannte sie undeutlich den rundlichen Umriss des friedlich schlafenden Katers, die Zeitschrift lag immer noch aufgeblättert auf dem Teppich und der Korridor hinter der halboffenen Tür war dunkel.

Ihre Eltern waren also sehr wahrscheinlich noch nicht zu Hause und wer auch immer geniest haben mochte, gehörte auf jeden Fall nicht zur Familie.

Oder konnte es Bruno gewesen sein? Eher wohl nicht, denn erstens hörte sich dessen Niesen mehr wie ein lauter Schnaufer an und zweitens lag der Hund ja unten in der Küche.

Endlose Minuten lauschte Kathrina ins Halbdunkel, doch alles im Haus blieb still.

Nun, vielleicht hatte sie ja doch nur geträumt.

Sie wollte sich grade wieder zur Wand auf ihre Schlafseite drehen, da erklang ein kurzes, leises Schniefen und ließ sie wie von der sprichwörtlichen Tarantel gestochen hochfahren.

Diesmal konnte sie sich nicht getäuscht haben!

Jemand hatte die Nase hochgezogen, anstatt ein Taschentuch zu benutzen. Und dieser Jemand musste sich direkt unter ihrem Hochbett befinden; hinter der roten Stoffbahn, die ihre Kuschelecke vom Rest des Raumes abteilte.

Warum Kathrina jetzt nicht in Angst erstarrte, hätte sie selbst nicht erklären können.

Vielleicht war es nur ein Gefühl oder die Gewissheit, dass Erwachsene kaum so die Nase hochzogen – auf jeden Fall drückte das Mädchen den Lichtschalter, beugte sich fast gleichzeitig weit nach vorn und riss mit einem Ruck den Vorhang vor der Kuschelecke beiseite.

Und dann klappte trotz der Tatsache, dass sie kopfüber halb aus dem Bett hing, ihre Kinnlade herunter.

 

Zwischen Stofftieren und Kissen, die Arme eng um den Oberkörper geschlungen, hockte ein Junge und starrte sie erschrocken aus weit aufgerissenen braunen Augen an.

 

Es war ein sonderbarer Junge, das stellte Kathrina als nächstes fest. Zuerst war ihr nämlich aufgegangen, dass der Kleine ihr mit Sicherheit nicht gefährlich werden konnte.

Er war höchstens so groß wie sie und mochte auch im gleichen Alter sein, aber sein Äußeres unterschied ihn gewaltig von Kat und ihren Freunden.

Im Gesicht sah er fast aus wie Mowgli aus einem der  Dschungelbuch-Filme, das mochte ja noch angehen.

Äußerst seltsam und verwunderlich jedoch war seine Kleidung.

Auf dem Kopf trug der Junge einen kunstvoll gewickelten Turban, der seine Haare völlig bedeckte, dafür wurde jedoch sein Oberkörper von einer kurzen, bunt bestickten Weste mit Goldborten an den Rändern nur notdürftig verhüllt.

Ein breiter, um die Taille gewickelter Schal, weite Pluderhosen und ebenfalls bestickte Schuhe mit langen, hochgezogenen Spitzen vervollständigten das Bild.

Nach ihrer gründlichen Betrachtung des Eindringlings wich Kathrinas Erstaunen zunehmend gewaltigem Ärger, und entsprechend giftig fielen auch ihre an den Störenfried gerichteten Worte aus.

„Was fällt dir eigentlich ein, mich so zu erschrecken und was hast du überhaupt in meinem Zimmer zu suchen?“

 

Der Junge runzelte bei ihren Worten anfangs verständnislos die Stirn, doch dann erhellte sich seine Miene etwas. Trotzdem klang seine Stimme ratlos und kleinlaut, als er antwortete.

„Ich weiß nicht.“

„Wie – weiß nicht?“

Kathrina stemmte sich hoch, schwang die Beine aus dem Bett und sprang auf den Boden.

„Aber wie du hier reingekommen bist, kannst du mir wenigstens erzählen!“

„Nein, kann ich nicht.“

Der Kleine sah bei diesen Worten so traurig drein, dass er ihr fast leid getan hätte. Doch Mitleid mit einem ungebetenen Eindringling, das fehlte grade noch!

Trotzdem klang ihr „Und warum nicht?“ schon etwas weniger zornig.

Der seltsame Junge hob die Schultern.

„Weil ich nie weiß, wo ich ankomme.“ Resigniert fügte er leise hinzu: „Nur nicht da, wo ich hin will.“

Kathrina runzelte die Stirn.

„Das verstehe ich nicht. Du kannst doch nach dem Weg fragen oder so.“

„Nein, kann ich eben nicht.“ Auch seine Augenbrauen zogen sich zusammen.

„Oder kennst du jemanden, der weiß, wie man nach Dshinnistan kommt?“

 

Oh nein! Kathrina bekam einen Schreck. Nach Dshinnistan? So wie Dshinn, ein Geist aus Tausendundeiner Nacht? So etwas konnte doch nur jemand von sich geben, der nicht ganz richtig im Kopf war. Oder wollte der Junge sie vielleicht verulken? Dafür sah er eindeutig zu ratlos und traurig aus.

Also doch krank! Armer Kerl!

Wie um alles in der Welt sollte man mit solch einem Kind umgehen? Auf jeden Fall vorsichtig, das hatte sie irgendwann mal gehört. Man durfte ihn nicht reizen und musste so tun, als glaube man die verrückten Dinge, die er erzählte.

 

So setzte sie sich vor ihrem ungebetenen Gast auf den Boden und fragte mit, wie sie hoffte, verständnisvoller Miene:

„Und wieso willst du ausgerechnet nach Dshinnistan?“

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und machte Kathrina erst einmal sprachlos, denn der Junge sagte mit der größten Selbstverständlichkeit:

„Alle Dshinns leben da. Und ich bin schließlich ein Dshinn.“


 

Wer wissen möchte, ob der seltsame Besucher die Wahrheit sagt, was Kathrinas Eltern meinen und wie die Geschichte überhaupt weitergeht, erfährt das in meinem Buch "Zurück nach Dshinnistan",
erhältlich beim VerlagPia Bächtold oder bei Amazon


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Eine Freundin für Jonathan

in "Geschichten von der Märchenwiese" Band 2

 

Unter den Wurzeln der saftig grünen Grasbüschel ist das Reich der Regenwürmer. Unablässig ringeln und wühlen sie sich durch die Erde und manchmal, wenn es oben regnet und die Feuchtigkeit frisch und kühl bis zu ihnen hinunter dringt, kommen sie aus dem Boden, schauen sich auf der Wiese um und genießen ihr Wetter.

 

Einer dieser rosigen Gesellen mit Namen Jonathan lag eines schönen Regentages zwischen Grashalmen und Gänseblümchen und seufzte ganz jämmerlich.

So jämmerlich, dass ein vorbeikrabbelnder Mistkäfer innehielt und den Wurm mitfühlend fragte, ob ihm denn etwas wehtäte.

So gut es eben ging, schüttelte Jonathan sein vorderes Ende.

„Nein, ich habe keine Schmerzen“, brummte er mürrisch.

„Was fehlt dir denn dann, dass du hier so schrecklich herumseufzen musst?“

Der Mistkäfer breitete die Vorderbeine aus und deutete damit um sich.

„Schau, wie wunderbar feucht alles ist. Und es regnet immer noch, also ein Wetter wie für dich gemacht. Du kannst durchaus froh und zufrieden sein!“

„Du hast ja keine Ahnung!“ Jonathan kroch ein Stück rechts um das Gänseblümchen herum und versteckte sein Vorderende unter einem Blatt, doch der Mistkäfer ließ nicht locker.

„Na gut, dann erzähl mir doch, was dich bedrückt. Vielleicht finden wir einen Weg, um dir zu helfen.“

 

Der Käfer war eine Frohnatur und immer guter Laune. Er konnte es deshalb einfach nicht mit ansehen, wenn jemand traurig war.

So ließ er sich auch jetzt nicht abschrecken, krabbelte links um das Gänseblümchen herum und hob das Blatt über Jonathan mit den Vorderbeinen an.

„Nun sag schon, was ist mit dir los?“

„Ach, na ja ...“ Ein bisschen zögerte der Regenwurm noch, doch dann platzte er auf einmal heraus: „Es ist, weil ich so alleine bin. Alle anderen haben eine Familie oder Freunde, nur ich nicht!“


 

Warum der kleine Regenwurm allein ist, ob das so bleiben wird oder nicht, das erfährst du in dem Buch.



* * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

 




Die Katzenprinzessin

Vor sehr langer Zeit, als die Menschen noch mit den Tieren reden konnten, spazierte eines schönen Tages Prinzessin Juliana durch den Garten ihres Schlosses.

Obwohl die Sonne vom sommerblauen Himmel herunter lachte, die Blumen um die Wette blühten und die kleinen Vögel ihre schönsten Lieder sangen, war die Königstochter alles andere als fröhlich.

Im Schatten eines blühenden, duftenden Fliederbusches setzte sie sich ins Gras und weinte bitterlich.

Da kam ein Rotkehlchen geflogen und fragte: „Prinzessin, warum vergießt du so viele Tränen?“

„Ach, liebes Vögelchen“, schluchzte diese. „Seit ein paar Tagen sind an jedem Morgen einige von meinen Spielsachen und liebsten Kleidern kaputt. Sieh doch nur!“

Sie wies dem Federbällchen den Saum ihres Rockes vor, der furchtbar ausgefranst und löchrig war.

„Wer tut denn so etwas?“ Das Rotkehlchen plusterte sich auf und piepste empört.

„Das weiß ich eben nicht“, seufzte Juliana. „Ich schlafe immer sehr fest und auch die Wachen haben niemanden gesehen oder gehört. Trotzdem war heute früh mitten in meinem Lieblingsbilderbuch ein riesengroßes Loch.“

Und sie begann erneut zu weinen, so laut, dass alle Tiere des Gartens zusammenliefen und erschrocken fragten, was denn passiert sei.

Das Rotkehlchen berichtete ihnen daraufhin von den zerstörten Sachen des Königskindes und dass niemand wüsste, wer dies alles anrichtete.

„Oh doch, ich weiß es, ich weiß es!“ Das Eichhörnchen hüpfte aufgeregt vor Juliana hin und her und sprach dann mit wichtiger Miene: „Das waren ganz bestimmt die Mäuse!“

 

„Mäuse?“, fragten alle Tiere und auch die Prinzessin, denn von solchen Wesen hatte noch niemand im Königreich etwas gehört.

Aber das Eichhörnchen, das schon weit herumgekommen war, erklärte ihnen, dass Mäuse kleine pelzige Tiere seien, die gerne alles anknabberten, was ihnen vor die spitzen Zähne käme.

„Sie graben sich durch Erde und Mauern und kommen aus ihren kleinen Mauselöchern auch in die Zimmer der Menschen. Und wenn sie dort nichts zu fressen finden, nagen sie eben an anderen Sachen herum.“

„ Weißt du denn auch, wie man sie wieder los wird?“, fragte Juliana, worauf das Eichhörnchen bedächtig nickte und sprach: „Es gibt ein Tier, das ist der größte Feind einer jeden Maus. Vor ihm haben sie fürchterliche Angst und fliehen schleunigst aus seiner Nähe.“

Alle wollten nun wissen, welches Wesen denn so etwas fertig brächte, und das Eichhörnchen nannte ihnen in bedeutungsvollem Ton den Namen.

„Man nennt es Katze.“

 


Wird Prinzessin Juliana das geheimnisvolle Tier finden oder werden die frechen Mäuse noch alle ihre schönen Kleider zernagen?
Wie das Märchen weitergeht, steht in dem Buc
h MÄRCHENBASAR Vol.3


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